Cape der süßen Pelztiere
16.04.2016Neuseeland, Nordinselabenteuer
(0 Bewertungen)Cape Palliser & Havelock North
Die kleine, niedliche Hauptstadt hat was für sich. Auch wenn der stete Wind eine großes Manko darstellt. Jedoch treibt uns nun nicht nur der Entdeckerdrang weiter, sondern auch die gähnende Leere im Portemonnaie. Also fahren wir der Arbeit hinterher: Richtung Hawke's Bay. Denn dort werden (noch) Äpfel geerntet, hoffen wir. Und es gibt Arbeitsplätze, hoffen wir. Ein Angebot haben wir ja schonmal, dachten wir.
Wir starten heute früh von Wellington aus Richtung Cape Palliser. Das bedeutet zunächst einen kleinen Umweg, denn unser eigentliches Ziel heißt Havelock North, wo wir auf Steve’s Farm nun endlich auf Arbeit hoffen. Doch bevor es soweit ist, brechen wir erstmal Richtung Süden und Meer auf, um zum Cape Palliser zu gelangen. Unterwegs hören wir den örtlichen Rundfunk, was an eine Meisterleistung grenzt, denn Martys Radioempfang hört sich meist eher an wie aus dem Weltall gesendet. Dort wird jedenfalls berichtet, dass am frühen Morgen ein Erdbeben in Masterton gemessen wurde, dass man in Wellington noch spüren konnte. Da ging uns ein Licht auf.
Wir haben es zuerst nur nicht als solches identifiziert, weil es in Wellington so windig ist und der Van des Öfteren mal ziemlich wackelt. Aber diesmal war es anders, der Van hat nicht von oben aus angefangen zu wackeln, wie sonst bei Wind üblich, sondern irgendwie von unten heraus. Es läuft einen bisschen kalt über den Rücken wenn man so drüber nachdenkt. Wellington liegt auch ziemlich genau an einer Fault Line, also einer Bruchlinie zwischen den tektonischen Platten, ist also mit anderen Worten besonders erdbebenanfällig.Das komische Wackeln am Van waren nicht die unfreundlichen Nachbarn von gestern Nacht, sondern tatsächlich ein Erdbeben.
Unterwegs nach Rivendell
Auf dem Weg ans Cape kommen wir an Rivendell, einem der Herr der Ringe Filmdrehorte, vorbei. Für alle die sich nicht auskennen, Rivendell ist eine Elbenstadt in Mittelerde, die den RingGefährten, also Frodo und Co. als Ausgangspunkt für ihre Abenteuer dient. Naja man sieht nicht mehr allzu viel und ein bisschen kreative Fantasie muss man schon mitbringen, aber trotzdem ist es cool zu wissen, dass hier diese grandiosen Szenen des 1. Herr der Ringe Teils gedreht wurden.
Dieser Weg wird kein leichter sein
Und tatsächlich der Weg ans Cape ist eher steinig und geröllig. Man fährt weit weg von wirklicher Zivilisation circa 20km Gravel Road - sprich Schotterstraße. Manche Teile der Straße, besonders entlang der steilen Küstenfelsen sind Opfer der Brandung geworden. Aber Neuseeländer sehen's gelassen und stellen ein Schild um die Auschwaschung, fertig. Und Marty hat schließlich 4 Räder und bringt uns sicher bis an den Leuchtturm. Dort angekommen machen wir uns erstmal ein gemütliches Lunch, wir brauchen die Energie schließlich für den 251 Stufen steilen Aufstieg. Ok wir haben den Fitnessstest bestanden und werden mit einer tollen Aussicht belohnt.
Da wir aber heute eher mit Regen und Nebel zu kämpfen haben, sehen wir da leider nichts außer Grau am Horizont. Wir steigen die Treppen wieder nach unten und machen uns nun auf die Suche nach den kleinen und großen Pelztierchen. Tatsächlich sehen wir in der Ferne ein kleines schwarzes Etwas schwimmen und stets wieder in den Fluten verschwinden. Wahnsinn! Wir rennen zum Strand und versuchen ein bisschen was von der Robbe zu erhaschen. Da wussten wir ja noch nicht was noch kommen würde. Wir steuern Marty zurück zu einer Stelle wo laut Campermate die Kolonie sein soll. Und dort sehen wir sie. 4-5 kleine schwarze Robben spielen im seichten Wasser, tauchen unter, klettern auf Felsen, drehen sich im Wasser und beobachten uns neugierig. Wir tasten uns langsam ran und machen Fotos und genießen einfach den Anblick. Es fällt schwer die Glücksgefühle in Worte zu fassen. Es ist faszinierend diese kleinen, glänzenden, wendigen Schwimmer zu beobachten. Wir stehen eine ganze Weile bei Ihnen bevor wir noch ein Stück weiter des Wegs laufenAngeblich soll man bei gutem Wetter bis auf die Südinsel schauen können
Sie liegen meistens zu zweit auf den Felsen und schlafen. Viele Robben befinden sich in einer Art Meerwasserpool der von Felsen umgeben ist und daher Sicherheit vor den Angreifern aus dem Meer bietet.Wir werden auch strengstens beobachtet, die Robben haben teilweise noch Junge bei sich. Ein Schritt zu nah dran und die Robben, die am äußeren Rand der Kolonie liegen, erheben sich plötzlich und machen ein fauchendes Geräusch, dass eindeutig Abwehr signalisiert. Wir ziehen uns schnellstens zurück, denn wir wollen diese wundervollen Kreaturen nicht zu sehr aufregen. Aber wir sind sehr dankbar für dieses Erlebnis und die Möglichkeit diese Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, ohne menschliche Einflüsse.Schon bevor wir sie sehen, können wir sie riechen. Vor uns liegt nun tatsächlich die Kolonie von bestimmt 300 Tieren.
Robbenkolonie am Cape Palliser
Sind sie nicht niedlich, die kleinen Robben am Cape Palliser? Zu Hunderten tummeln sie sich im Wasser oder chillen in ihrer Felsfestung
Auf uns wartet ein Job, der getan werden muss
Am nächsten Morgen erwachen wir direkt am Meer und starten ausgeruht über den dramatischen Küstenweg zurück. Unser Ziel für heute ist zunächst eine Wanderung zu den Pinnacles, die uns schöne Ausblicke verspricht. Der Weg ist gewohntermaßen steil und geht bergauf und -ab. Die Anstrengung lohnt sich tatsächlich und wir kriegen wundervolle Gesteinsformationen zu sehen. Der Rückweg verläuft durch ein altes Flussbett und wir sind wieder mal froh über unsere tollen neuen Wanderschuhe. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Havelock North. Dort warten Steve und seine Familie auf uns und wir wollen endlich unseren ersten Job antreten.
Wir treffen gegen 18 Uhr auf Steve’s Farm ein und werden von der Familie und deren beiden Vierbeinern begrüßt. Wir werden herzlich aufgenommen und auf gleich zum Abendessen bekocht. Wir sind schon sehr gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten wird.Marty fährt uns zielsicher in die abgelegene Gegend um die Obst- und Weinbauregion Hawke’s Bay.
Der beginnt jedoch erstmal ruhig, denn Steve muss zunächst ein paar Dinge für sein Onlinegeschäft regeln. Wir erkunden derweil zusammen mit Billy (Sohn, 7) Scruffy (kleiner Knurrer) und Puppy (großer Aufpasser) die Farm. Es stellt sich jedoch heraus, dass es nicht eine Farm in unserem klassischen Verständnis ist, sondern eher ein hügeliges Grundstück, dem durchaus ein Rasenmäher mal gut getan hätte. Farm nennt Steve es wegen seiner Größe, nicht wegen dessen Nutzung.
Gegen Mittag erklärt uns Steve dann endlich unseren Job. Wir sollen ihm helfen, auf seiner Farm Herr über die Blackberry (wilde Brombeere) zu werden. Ungebremst vermehrt sich die Pflanze in rasantem Tempo über das gesamte Grundstück. Also starten wir mit einer Begehung des Geländes, was jedoch eher einer kleinen Bergsteigübung gleicht, denn das hohe Gras macht es zusätzlich schwer den steilen Hügel hinter dem Haus zu erklimmen. Nach der Führung sind wir zwar eher etwas (sehr!) verwirrt, wo genau wir nun arbeiten sollen, aber wir fangen erstmal an. Unsere Arbeitsgeräte sind Overall, Maske, Handschuhe, Gummistiefel und ein Sprühcontainer als Rucksack für Thomas und eine kleine Harke und eine Tube mit Paste für Bianca. Ok, soweit so seltsam.
Wir starten trotz eines unbehaglichen Gefühls im Bauch mit der Arbeit. Bianca muss kleine Brombeeren mit der Harke ausreißen und dann mit dem Mittel aus der Tube bestreichen. Thomas soll einfach am Container pumpen und dann das Mittel mit einem Sprüher großflächig auf die Brombeeren verteilen. Es ist beschwerlich, überall wächst das Gras kniehoch und es sind kleine Löcher von Hasen im Boden. Das Equipment ist nicht passend, der Container mit dem Sprühzeug passt Thomas kaum richtig, die Atemschutzmaske ist halb kaputt und die Handschuhe für Bianca sind viel zu groß. Nach 2 Stunden Arbeit hören wir erstmal auf, wir sind ganz schön kaputt.Wir haben kein richtig gutes Gefühl bei der Sache. Es widerstrebt uns mit einem chemischen Mittel auf die Pflanzen loszugehen.
Nun nehmen wir unsere sanitären Einrichtungen in Augenschein. Wir dürfen auf der Farm stehen und die Dusche in Steve’s altem Truck benutzen und die Toilette ist draußen in einem kleinen Schuppen.
Leider ist der Schuppen mit der Toilette fest in Kakerlaken Hand und Menschen nur widerwillig geduldet. Wir duschen also und machen uns dann im Van ein leckeres Abendessen. Wir hoffen die ganze Zeit, dass die Kakerlaken in ihrem Reich bleiben und nicht entdecken, dass Marty viel bequemer und hübscher ist als die blöde Toilette im Schuppen.Man hätte vielleicht vorher erwähnen sollen, dass starke Nerven von Vorteil sind, wenn man auf die Toilette gehen muss.
Tag 2 im Kampf mit den Brombeeren
Bevor wir heute wieder versuchen die Brombeeren zu besprühen, flüchten wir zunächst mal in die Stadt nach Havelock North. Unser Ziel ist es, eine neue Sim Karte zu kriegen und PickNz einen Besuch abzustatten. Wir sind entschlossen einen neuen Job zu finden. Wir können einfach nicht weiter mit den Brombeeren in den Krieg gehen. Das ist nicht unser Kampf. Wir bekommen bei PickNz, einer Vermittlungsstelle für Saisonarbeiter, einen Kontakt der uns eventuell Arbeit verschaffen kann. Wir sind jedoch noch sehr deutsch und einfach abhauen ist nun auch nichts für uns. Also fahren wir zurück zur Farm und probieren erneut den Brombeeren den Gar auszumachen. Nach einer Stunde, stellen wir fest, dass der Container leckt. Heute haben wir blaue Farbe in unser Giftgemisch bekommen, damit wir besser sehen können wo schon gesprüht wurde. Daher ist es uns überhaupt erst aufgefallen, denn Thomas hatte blaue Farbe auf seinem TShirt am Rücken.
Das bedeutet für uns nur eins: sofortiger Abbruch.
Wir machen uns an den Abstieg und berichten unterwegs unserem Arbeitgeber von dem Leck im Container. Er kann allerdings nichts feststellen und so beenden wir die Arbeit. Jetzt heißt es duschen und alle Sachen gründlich ausspülen. Und es besiegelt auch das Ende unseres ersten Jobs in Neuseeland. Wir wollen nicht unsere Gesundheit riskieren und schon gar nicht den Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern mittragen. Es ist vorbei. Wir müssen also nur noch eine Nacht mit den Kakerlaken ausharren und dann fahren wir weiter, es ist beschlossene Sache. Noch in der Nacht müssen wir einem herzzerreißenden Konzert lauschen. Die Kühe auf der Nachbarweide wurden heute von ihren Kälbern getrennt und klagen ihr Leid die ganze Nacht. Ultra gruselig, wenn man diese Situation nicht kennt und in stockfinsterer Nacht auf einer einsamen Farm steht.
Wir kündigen am nächsten Morgen. Es fällt uns nicht leicht, denn die Familie war sehr nett und hat uns auch freundlich bei sich aufgenommen. Aber eine gesundheitlich riskante Arbeit und der nächtliche Kampf mit den Krabbeltierchen ist einfach zu viel des Guten. Wir erklären Steve ruhig und gelassen, dass wir nicht die Richtigen für den Job sind. Und er versteht uns. Wir verabschieden uns und sind nun wieder auf der Suche nach Arbeit und einem neuen Plan.
Und so beschließen wir, die Orchards (Plantagen) abzuklappern. Leider mit nur mäßigem Erfolg. Den Kontakt von PickNZ erreichen wir leider auch nicht, aber wir versuchen es weiter. Es gibt ein Eis (wir müssen uns etwas gönnen nach den Schrecken der letzten Tage) und lassen den Tag am Clive River Reserve ausklingen. Das ist ein Parkplatz direkt am Fluss mit Toilette und es ist auf jeden Fall besser und wärmer als auf der Farm.Wir fahren in die Stadt, erstmal sind wir ein bisschen ratlos was wir tun sollen.
Abenteuer-Übersicht
2adventurers Fotos aus
Rivendell & Cape Palliser
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Rivendell & Cape Palliser
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